Il maestro di capella
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Westfalen Barock 2021
Unser Konzertprogramm „Il maestro di capella“ oder „Die Generalprobe“ gibt einen Einblick in die Arbeit eines Kapellmeisters im 18. Jahrhundert: Musizieren, Dirigieren, Konzertieren – eigentlich gar nicht so anders als heute, oder doch?
Joseph Haydn (1732 – 1809) – Konzert in G-Dur für Violine und Orchester
Domenico Cimarosa (1749 – 1801) – Il maestro di capella (Konzertszene für Bariton und Orchester)
Joseph Haydn (1732 – 1809) – Sinfonie Es-Dur Hoboken-Verzeichnis I:74
Joachim Maaß – Bariton
Elke Fabri, Wolfgang Fabri, Katharina Fabri – Violine
Michael Glatz, Magnus Döhler – Viola
Imola Gombos – Violoncello
Christian Zincke – Kontrabaß
Constanze Kästner – Traversflöte
Hans-Heinrich Kriegel, Peter Wuttke – Oboe
Theresa König, Ester van de Veen – Fagott
Oliver Nicolai, Maria Vornhusen – Horn
Friedemann Immer, Pedro Henrique de Souza Rosa – Trompete
Frithjof Koch – Pauke
Ada Tanir – Cembalo
und
Joachim Gresch als “critischer musikus”
Mit freundlicher Unterstützung durch
Unser Konzertprogramm „Il maestro di capella“ oder „Die Generalprobe“ gibt einen Einblick in die Arbeit eines Kapellmeisters im 18. Jahrhundert:
- Musizieren –
1759/1760: Wir befinden uns in Pilsen am Hofe des Grafen Karl von Morzin auf Schloss Dolní Lukavice. Seit knapp 2 Jahren ist hier der gerade 27 Jahre alte Joseph Haydn Musikdirektor. Für sein kleines Orchester schreibt er seine ersten Sinfonien und Kammermusiken. In seinen Streichquartetten spielte er vermutlich selbst Violine, die er bereits seit frühester Kindheit erlernte. Hier entstand wohl auch sein Violinkonzert in G-Dur – wobei Haydns Urheberschaft nie ganz geklärt werden konnte. Mit dem Fokus auf Gesanglichkeit ohne größere virtuose Elemente erinnern vor allem die ersten beiden Sätze an kantable Opernarien im Stile der 1750er Jahre.
- Dirigieren –
Ein Jahr später, 1761, wechselt Haydn zuerst als Vizekapellmeister, ab 1766 als Erster Kapellmeister zur Familie Esterhazy, einer der einflussreichsten Familien Ungarns. Als livrierter Musiker im Rang eines Hausoffiziers der Esterházys folgt Haydn der Familie in die drei Hauptresidenzen: den Familiensitz in Eisenstadt, den Winterpalast in Wien, und Eszterháza, das auch als „ungarisches Versailles“ bezeichnet wird.
Ab ca 1776 ist Joseph Haydn für den Opernbetrieb auf Schloss Eszterháza verantwortlich – eine immense Aufgabe! Dort führt er auch Werke anderer Komponisten auf, mit Abstand am häufigsten von Domenico Cimarosa. Seine heute gespielte musikalische Parodie Il maestro di capella allerdings noch nicht, da sie erst 3 Jahre nach Auflösung des Musikbetriebes in Eszterháza entstand. Ihre Uraufführung fand wahrscheinlich 1793 im Königlichen Nationaltheater zu Berlin statt.
Inhalt des Intermezzos ist eine Generalprobe, in der ein Kapellmeister versucht, sein Orchester auf Vordermann zu bringen. Allerdings gelingt ihm dies nur in Teilen, immer wieder funken einige Instrumente undiszipliniert dazwischen.
- Konzertieren –
Ca. 1780 schreibt Joseph Haydn seine Sinfonie Nr. 74. Die Zeit ist geprägt von seiner Freundschaft mit Wolfgang Amadeus Mozart, was sich auch in beider Schaffen deutlich niederschlägt. Die Sinfonie steht bereits an der Schwelle zur Wiener Klassik. Zu Beginn ertönen 3 Anfangsschläge des gesamten Orchesters wie ein Symbol einen sich öffnenden Bühnenvorhangs oder eines Neubeginns. 20 Jahre später verwendet Ludwig van Beethoven ein ähnliches Signal in seiner Eroica.