Virtuose Kammermusik am Dresdener Hof
- Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.
Westfalen Barock 2022
Wir befinden uns in einer illustren Gesellschaft, Jan Dismas Zelenka, Johann Friedrich Fasch und Georg Philipp Telemann, drei Großmeister der deutschen Barockmusik.
Johann Friedrich Fasch (1688 – 1758) – Sonate F-Dur
Johann Friedrich Fasch (1688 – 1758) – Sonate B-Dur
Georg Philipp Telemann (1681 – 1767) – Sonate G-Dur
Jan Dismas Zelenka (1679 – 1745) – Trio Nr. 3 B-Dur
Jan Dismas Zelenka (1679 – 1745) – Trio Nr. 5 F-Dur
Elke Fabri – Violine
Georg Siebel, Hans-Heinrich Kriegel – Oboe
Rainer Johannsen – Blockflöte/Fagott
Christian Zincke – Violone
Ada Tanir – Cembalo
Yuichi Sasaki – Laute
Mit freundlicher Unterstützung durch
Wir befinden uns in einer illustren Gesellschaft, Jan Dismas Zelenka, Johann Friedrich Fasch und Georg Philipp Telemann, drei Großmeister der deutschen Barockmusik. Heute nicht so bekannt wie Bach, Händel oder Vivaldi. Der bekannteste Komponist im deutschsprachigen Raum war in dieser Zeit Telemann. Jener war auch die erste Wahl für die Stelle des Thomaskantors in Leipzig. Er hatte allerdings keinerlei Interesse an der Stelle weil das Salär zu niedrig war – er schien sich vor allem deswegen beworben zu haben, um ein höheres Gehalt als Hamburger Musikdirektor durchzusetzen. Die zweite Wahl war Johann Friedrich Fasch, der aber wieder zurückzog, weil er keine Kinder – den Thomanerchor – unterrichten wollte. (Die dritte Wahl war Graupner, der aber von seinem Dienstherrn in Darmstadt nicht freigestellt wurde). So kam dann Johann Sebastian Bach zum Zuge.
Gut 100 Kilometer weiter östlich in der damaligen Musikmetropole Dresden – das dortige Orchester war in dieser Zeit das beste in Europa – wirkte Jan Dismas Zelenka als Kirchenmusikkompositeur. Mit den Jahren etwas unglücklich, weil ihm die Stelle als Hofkapellmeister versagt blieb. Die bekam dann Johann Adolph Hasse, der schon wesentlich moderner und gefälliger komponierte als zum Beispiel Bach.
Bach, der „ fünfte Evangelist“ schrieb seine katholische h-Moll Messe für den Dresdener Hof.
In der riesigen Bibliothek der Dresdener Hofkapelle finden sich Kompositionen der meisten damals bekanntesten Komponisten, die entweder von sich aus oder im Auftrag für den Dresdener Hof komponierten. So zum Beispiel auch die Concerti per l´orchestra die Dresda von Vivaldi. Und so natürlich auch Fasch und Telemann.
Im Zentrum des Abends stehen die beiden Triosonaten von Jan Dismas Zelenka, die eigentlich Quartettsonaten sind. Zelenka schrieb sechs dieser rahmensprengenden Sonaten, 5 davon für 2 Oboen, Fagott und B.c. und eine für Oboe, Violine, Fagott und Bc. Diese Sonaten übertreffen sowohl in der Länge als auch in Virtuosität und Exzentrik beinahe alles, was es bis dahin an Triosonaten für diese Instrumente gab. Wer in dieser Zeit (außer Bach) hat schon Triosonaten von 15-17 Minuten Länge geschrieben? Sie sind in gewisser Weise der Olymp der Oboen- und Fagottliteratur in der Barockzeit. Zelenka war bekannt für seinen bisweilen sehr eigenwilligen Kompositionsstil, der sich durch völlig überraschende Wendungen und kühne Harmonik auszeichnet. Während bei „gewöhnlichen“ Triosonaten die Stimmen meist in konzertierende und Begleitstimme aufgeteilt sind oder in parallelen Terzgängen laufen, hat Zelenka noch eine dritte konzertierende Stimme dazu komponiert. Man hat mitunter das Gefühl, dass alle durcheinander reden, und auf geniale Weise verbindet sich alles. Insofern gibt es da einige Parallelen zu Bach.
Diese Sonaten zeigen auch, wie hoch das instrumentale Niveau in Dresden zu der Zeit war.
Fasch hat seine Triosonaten für den Dresdener Hof geschrieben, sehr wahrscheinlich als Reminiszenz auf die Zelenkasonaten. Sie sind jedoch weder im Umfang noch in der Extravaganz vergleichbar. Und doch sind sie Schätze der recht rar gesäten Triosonaten für zwei Oboen bzw. Quartettsonaten mit obligatem Fagott.