Gesund sein kann ja jeder
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Westfalen Barock 2022
Dem Geck hilft nur eines – das Freudenhaus.
Georg Philipp Telemann (1681–1767) – TWV55:D18
Jan Dismas Zelenka (1679–1745) – Hypochondrie
Marin marais (1656–1728) – Le tableau de l’opération de la taille
Pavel Josef Vejvanovsky (1640–1693) – Balletti per il Carnuale
Antonio Vivaldi (1678–1741) – RV234 L’Inquietudine
Georg Philipp Telemann (1681–1767) – TWV55:D22
Elke, Wolfgang und Katharina Fabri – Violine
Magnus Döhler, Michael Glatz – Viola
Imola Gombos – Violoncello, Viola da Gamba
Jörg Lühring – Violone
Hans-Heinrich Kriegel, Benjamin Völkel – Oboe
Rainer Johannsen – Fagott
Friedemann Immer, Pedro Henrique de Souza Rosa, Sanae Kimata – Trompete
Frithjof Koch – Pauke
Lucius Rühl – Cembalo
Yuichi Sasaki – Laute
Joachim Gresch – critischer musikus
Mit freundlicher Unterstützung durch
Wenn man sich Gedanken darüber macht, wie ein Konzertprogramm aussehen soll, spielt Gesundheit und Krankheit eigentlich keine Rolle. So beginnt unser Konzert auch ganz „klassisch“ mit einer Ouvertüre von Georg Philipp Telemann, die Auswahl ist groß, denn Telemann hat über 100 von diesem Genre geschrieben. Zu Besetzung mit Trompeten und Pauken schreibt ein Zeitgenosse: „Wenn bey einer Musik Trompeten und Pauken sind: so soll die erste und andere Geige zum wenigsten vier- bis fünfmal, die Bratsche aber zweymal besetzt seyn. Der Baß soll auch, außer dem Concertbasse, noch mit drey bis vier kleinen Bässen und mit ein paar Bassons besetzt seyn. Die Geigen müssen aber durch die Hoboen verdoppelt werden ….“
Diese Besetzung können wir heute nicht bieten, dafür aber im weiteren Verlauf ein sehr besonderes Programm!
Es folgt von Jan Dismas Zelenka „Hypochondrie“ – ein Werk in dem „Der eingebildete Kranke“ musikalisch vorgestellt wird. Blutiger wird es in Marin Marais „Le tableau de l´opération de la taille“ – die Gambe beschreibt mit Unterstützung des Basso continuo eine Blasensteinoperation! Hoffentlich geht es nicht zu blutig zu!
Ob die „Balletti per il Carnuale” von Pavel Josef Vejvanovsky für den Karneval komponiert wurden oder ganz einfach die Musik für ein „Roßballett“ darstellen, wissen wir nicht. Auf jeden Fall war es im ausgehenden 17. Jahrhundert am Hof üblich, ein Ballett zu Pferde zu veranstalten, die Satzbezeichnungen „Intrada – Minuett – Gavotte – Aria – Ingressus“ und die Besetzung mit Trompeten und Streichern lassen diese Vermutung zu.
Bei Antonio Vivaldi wird es dann eher unruhig: „L´Inquietudine“ wird hoffentlich bei den Zuhörern nicht zu viel das Gefühl der Besorgnis und Aufregung hervorrufen und uns alle in einen „Unruhezustand“ versetzen.
Telemann bringt uns dann wieder auf den Boden der Realität zurück. Wer von der eher aufregenden Musik der Streicher und Oboen zu Anfang noch nicht ruhig geworden ist, wird von den Trompeten und der Pauke in der Ouvertüre mit ihren fanfarenartigen Motiven geerdet. Der Mittelteil des ersten Satzes zeigt mit seiner lustigen Melodie auf, was uns dann erwartet:
Telemann beschreibt in den folgenden Sätzen einige Krankheiten so überzeugend, dass man die Beschwerden praktisch selber spüren kann – sei es die Gicht, jegliche Form von eingebildeter Krankheit oder einfach der hyperaktive Geck. Telemann bietet aber auch gleich die „Medizin“ an: bei Gicht hilft eine Postfahrt, bei Einbildung nur noch heldenhaftes Ertragen. Dem Geck hilft nur eines – das Freudenhaus.